EXTREMSITUATIONEN. ZWISCHEN REGEN- UND TROCKENZEIT
Seit über 5 Monaten hat es in Kambodscha nun nicht mehr flächendeckend geregnet.
Die Trockenzeit lässt viele Wasserlöcher und kleinere Flüsse austrocknen und gerade im April ist es besonders heiß - eine Herausforderung für Natur und Menschen. Das ist zwar Teil des normalen Wechsels zwischen Regen- und Trockenzeit. Doch besonders die arme Bevölkerung leidet unter diesen Extremsituationen.
Wir möchten euch gern von einer Region berichten, die von diesem Wechsel besonders betroffen ist.
Im Süden von Siem Reap gibt es ein großes Binnengewässer, welches Lebensgrundlage für viele Menschen hier ist. Der See heißt Tonlé Sap und seine Größe verändert sich zwischen Trocken- und Regenzeit um ein 5-6 faches. Menschen leben in schwimmenden Häusern, die Floating Villages genannt werden.
Dieser See bildet die Nahrungsgrundlage für viele Menschen. Doch leider nehmen die Fischbestände immer weiter ab. In diesen beiden Reportagen (Tonle Sap retten & Herausforderungen eines Fischers) werden der See und seine Veränderung und die damit zusammenhängenden Herausforderungen für die Menschen gut gezeigt.
So kommt es, dass es immer mehr Menschen gibt, die mit ihren schwimmenden Hausbooten näher ans Festland kommen, um dort nach Arbeit zu suchen.
In einem dieser Dörfer arbeiten wir. Es gilt als besonders arm und viele Familien sind extrem herausgefordert. Von anderen Organisationen wurde uns berichtet, dass es bei diesen Dörfern unter anderem zum Verkauf von Kindern für Sex kommt. Schuld daran sind besonders die flächendeckende Not der Menschen, der mangelnde Bildungsstand und der mangelnde Schutz - und dass es überhaupt eine Nachfrage für Sex mit Kindern gibt!
Uns ist ganz wichtig zu sagen, dass das natürlich nicht alle Familien dort betrifft. Aber da, wo massive Armut herrscht, findet man leider solche und viele andere Formen der Ausbeutung und Menschenrechtsverletzung.
Oftmals führt Armut zu einer Vielzahl von weiteren Problemen, oder erschwerte Lebensumstände können zu vermehrter Armut führen.
Nehmen wir beispielsweise den Zugang zu sauberem Trinkwasser. In diesem Floating Village gibt es natürlich kein Wasser, das einfach mal aus dem Wasserhahn kommt. Man kann sich zwar Trinkwasser in Plastikflaschen kaufen, aber das kann sich besonders die ärmere Bevölkerung dort in ausreichenden Mengen nicht leisten. Also müssen sie Oberflächenwasser vom See benutzen. Besonders in der Trockenzeit ist dieses Wasser allerdings stark kontaminiert. Menschen leben in ihren schwimmenden Häusern eng an eng und sämtliche Fäkalien landen in dem ohnehin schon dreckigen Wasser.
Die Menschen wissen um die gesundheitlichen Folgen dieses Wasser zu benutzen, doch sie fühlen sich machtlos und ohne Alternative. Also nutzen sie es so wenig wie möglich, was zur Folge hat, dass sie entweder zu wenig oder kontaminiertes Wasser zu sich nehmen. Dadurch kommt es vermehrt zu Krankheiten, die natürlich unweigerlich zu mehr Armut und zu weiteren Verkettungen von Zwangslagen führen.
So berichtete uns beispielsweise ein Vater im letzten Jahr: “Ich kann meine Tochter nicht mehr zur Schule schicken. Auf dem Weg dahin ist sie schon mehrmals ohnmächtig geworden. Wir haben nicht genug sauberes Wasser zum Trinken."
Hier zeigt sich, wie schnell schwierige Lebensumstände von Einem zum Nächsten führen und somit das Risiko für Menschenhandel und Ausbeutung immer größer werden.
Diesen Nährboden für Menschenhandel und moderne Sklaverei möchte SEREY. durchbrechen und dabei helfen, dass für die Menschen vor Ort wieder gesunde Lebensgrundlagen entstehen können.
Aus diesem Grund haben wir letztes Jahr schon von unseren Plänen gesprochen, uns in diesem Dorf besonders auf die Wasserversorgung und die Familienarbeit zu konzentrieren.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten für eine saubere Wasserversorgung, aber nicht alles macht für jeden Standort Sinn.
Wir haben in dem Gebiet schon Brunnen gesehen, die schnell gebaut wurden, aber nun kontaminiert und zerfallen sind. Es gibt weit entfernt eine Trinkwasseranlage, die aber für viele ohne Transportmittel nur schwer zu erreichen ist. Der Wasserpegel verändert sich zwischen der Regen- und der Trockenzeit um bis zu 9m und macht manche Brunnen unbrauchbar. Wasserfilter benötigen eine kontinuierliche Säuberung, wofür man erstmal einigermaßen sauberes Wasser braucht.
Beispielsweise fanden wir die Idee von sogenannten Biosandfiltern echt überzeugend. Doch wir mussten feststellen, dass sie für dieses schlammige, dreckige Wasser in diesem Dorf ungeeignet sind. Es braucht immer wieder mal eine Säuberung des Filters mit klarem Wasser, um die Qualität und Sicherheit des Filters aufrechtzuerhalten. Aber diese Möglichkeit haben die Dorfbewohner dort gar nicht, da ihnen gar kein halbwegs klares Wasser in der Trockenzeit zur Verfügung steht.
Durch viele Gespräche mit dem verantwortlichen Bürgermeister und den Menschen im Dorf konnten wir uns jetzt auf neue, tiefe Brunnenbohrungen einigen, die in der Trockenzeit von mehreren Haushalten nutzbar sind und die während der Überschwemmung sicher abgedeckt werden können. Die Bewohner sind in der eigenen Verantwortung, diese Brunnen in einem guten Zustand zu erhalten und werden von unserem Team regelmäßig besucht und zu relevanten Themen aufgeklärt.
30 Familien werden von uns auch intensiver betreut. Ihre Kinder werden mit den notwendigen Schulmaterialien versorgt, sodass die Kinder die Schule besuchen können. Zeitgleich versuchen wir die Familien dahin zu bringen, für sich selbst ausreichend sorgen zu können.
Wir wünschen uns eine nachhaltige Veränderung in so vielen Bereichen wie möglich.
Das erfordert viel Geduld in der Zusammenarbeit mit den Familien und den Behörden.
Doch dieser Aufwand lohnt sich, denn diese Arbeit kann für die Menschen hier lebensverändernd sein!
Diese Brunnen konnten wir erst jetzt bauen lassen, da der Wasserpegel erst absinken musste. Doch nun wurden die ersten 2 Brunnen endlich installiert und können dann die ersten 30 Familien versorgen! Wenn alles gut klappt und wir mit unseren Finanzen gut dastehen, werden wir noch mehr Brunnen bauen lassen. Auch in den anderen Dörfern gibt es ähnliche Nöte und somit viel für uns alle zu tun!
Dank all deiner und eurer Spenden können wir diese Arbeit überhaupt erst tun und die Menschen unterstützen, ihre Lebenssituation zu verbessern und somit die Gefahr für Ausbeutung zu minimieren.
Von ganzem Herzen möchten wir uns auch für die großzügigen Spenden bedanken, die über die Aktion WirWunder bei Betterplace eingegangen sind! Eure Unterstützung ermöglicht es uns, weitere Schulpakete zu finanzieren und Kinder durch Bildung vor Ausbeutung zu bewahren.
Wir danken jedem von Herzen, der uns dabei unterstützt - ob durch Gebet, Weitersagen, oder durch einen finanziellen Beitrag. Du bist Teil von unserer Mission gegen Menschanhandel und Ausbeutung hier in Kambodscha.
Herzliche Grüße und Gottes Segen,
Euer Team von SEREY