GEWALT UND MISSBRAUCH

Schauen wir auf das letzte Jahr zurück, können wir so dankbar und froh darüber sein, was alles ermöglicht wurde. In unserem letzten Newsletter haben wir bereits darüber geschrieben.

Nun schauen wir auf das neue Jahr und sehen ziemlich viel Arbeit vor uns. Durch den nun tieferen Einblick in die Communities/Dörfer und durch die besseren Beziehungen zu einzelnen Menschen in den Dörfern kommen immer mehr Themen auf, die wir gern mit der Bevölkerung gemeinsam anpacken wollen.

Leider erfahren wir so auch immer mehr von den teilweise sehr schlimmen Geschichten und Situationen der Menschen. Wir wollen euch gern mal ein paar Eckdaten zur Thematik Gewalt und Missbrauch in Kambodscha geben.

Anfangs muss man sagen, dass Datenerhebung in Kambodscha schwierig ist. Zum einen muss es jemand bezahlen und zum anderen werden ungern Zahlen veröffentlicht, die ein schlechtes Bild auf Kambodscha werfen. Auch gibt es viele Betroffene, die bei Fragen lieber nicht die Wahrheit sagen, aus Angst vor negativen Folgen.

Aus diesem Grund muss man bei einigen Zahlen sehr wahrscheinlich eine entsprechende Dunkelziffer hinzufügen. Das zeigt auch unsere eigene Erfahrung und die vieler anderer Organisationen.

Laut bettercarenetwork erleben 60% aller Kinder in Kambodscha vor ihrem 18. Lebensjahr häusliche Gewalt, Missbrauch, Ausbeutung und/oder Trennung von ihren Familien. Da es in Kambodscha einen hohen Anteil an Kindern gibt, sind es knapp 3,7 Millionen Kinder bei 16,59 Mio. Einwohnern, die das erleben müssen!

Laut einer umfassenden Erhebung in 2022 durch die Kambodschanische Regierung kam heraus, dass 10% aller Frauen häusliche Gewalt und 3% aller Frauen sexuelle Gewalt erleben müssen. Besonders hier scheint die Dunkelziffer viel höher zu sein, da die Opfer Angst vor negativen Konsequenzen haben und da diese Erhebung von der kambodschanischen Regierung kommt. Nicht selten werden sie von anderen Familienangehörigen dazu genötigt, es zu verschweigen, da es ein schlechtes Bild auf die Familie werfen würde.

7% aller 15-19 jährigen Mädchen haben schon ein Kind zur Welt gebracht.
Über 50% der weiblichen Opfer von physischer und sexueller Gewalt suchen niemals Hilfe!

Warum erzählen wir das hier? Und was hat das mit Menschenhandel und Ausbeutung zu tun?
Unser Team erfährt in den Dörfern nun immer mehr von solchen Geschichten. Kinder, Jugendliche und manche Erwachsene berichten mehr und mehr von diesen Problemen in ihren Familien.  

Es gibt besonders ein Dorf, in dem es ziemlich schlimm zu sein scheint. Uns wird von Gewalt, massivem Drogenmissbrauch, Korruption und Perspektivlosigkeit berichtet.
Wir haben in dem Dorf schon mehrere Male von sexueller Gewalt gehört und die jungen Mädchen fühlen sich nicht sicher.

Erst kürzlich kam es wieder zu einem schwerwiegenden Familiendrama, bei dem eine 15 jährige betroffen ist. Dieser Fall beschäftigt uns grad sehr und wir versuchen mit dieser Familie zusammenzuarbeiten und einen sicheren Ort für das Mädchen zu finden.

In Kambodscha bekommen Opfer viel zu wenig Schutz und Polizei und Behörden sind oftmals korrupt. Laut dem global organized crime index und dem World Justice Project gilt die Regierung und sämtliche Behörden als korrupt, es wird Vetternwirtschaft betrieben, Schmiergelder müssen bezahlt werden und Beamte sind nahezu unantastbar.

Es gibt kaum die Möglichkeit, seine Stimme gegen bestehende Probleme zu erheben. Whistleblower, Journalisten, Aktivisten und Einzelpersonen landen nicht selten im Gefängnis, oder erfahren tragische Unglücke, sobald sie etwas sagen, dass dem Ruf der Regierung schaden könnte, oder das die falsche Person belasten würde.

Es gibt keine Gerichtsbarkeit, auf die man sich verlassen kann und selten bekommt man Unterstützung vor Gericht. Weltweit schneidet Kambodscha im Ranking der Rechtsstaatlichkeit am 2. Schlechtesten ab!!! Es lohnt sich wirklich, die oben verlinkten Berichte mal zu lesen.

Wenn man also als Kind in so einem System aufwächst und eventuell Missbrauch wird, dann ist die Hürde zur weiteren Ausbeutung nicht groß. Beim Handel von Menschen, Ausbeutung dieser und bei der Lockung mit falschen Versprechungen spielen oft die eigene Familie und das engere Umfeld eine wesentliche Rolle. Hinzu kommt, dass vielen die mangelnde Gerechtigkeit in diesem Land bewusst ist und sie sich so den Umständen ausgesetzt fühlen.

Um Menschenhandel und Ausbeutung zu bekämpfen müssen wir neben vielen anderen Baustellen natürlich auch bei den Familien ansetzen. Vor allem in diesem Jahr wollen wir mehr und mehr Familien betreuen, um noch mehr und noch umfassender auf die bestehenden Probleme eingehen zu können. Es ist eine Arbeit, die vor allem viel Zeit, Liebe und einen starken Geist braucht.

Doch egal, wie groß manchmal das Leid zu sein scheint und wie unmöglich uns manche Veränderungen scheinen - Gott schenkt uns die notwendige Liebe und Kraft für diese Arbeit und ER kann die Wunder bewirken, wo wir machtlos sind.
Wir danken allen, die uns immer wieder den Rücken stärken, ob durch Gebet oder durch die finanzielle Unterstützung, die diese Arbeit überhaupt erst möglich macht.

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EXTREMSITUATIONEN. ZWISCHEN REGEN- UND TROCKENZEIT

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